Uns erreichte die traurige Nachricht, dass der bekannte Pferdezüchter Jürgen Frahm aus Luckwitz bei Wittenburg, Vater des Redefiner Gestütsoberwärters Hans-Joachim Frahm und Opa des erfolgreichen Grand-Prix-Dressurreiters Steffen Frahm, am 5. Oktober im 87. Lebensjahr für immer seine Augen geschlossen hat.
Jürgen Frahm war ein „Mann der Scholle“, der sein ganzes Leben in Luckwitz verbracht hat, von der Geburt im Februar 1935 bis zu seinem Tod. Seine Frau Anna, eine geborene Halfeld aus dem benachbarten Dreilützow, war stets an seiner Seite. Mit ihr durfte er im Kreis seiner Familie im November 2020 noch die „Eiserne Hochzeit“ feiern. Und, Jürgen Frahm war sein ganzes Leben ein „Pferdemann“.
Auf einem 20 Hektar Bauernhof aufgewachsen, war sein Leben als Landwirt vorgezeichnet. Bereits mit 18 Jahren übernahm er den Hof seines Vaters, der 1945 an Typhus starb. Seine Mutter stand ihm dabei zur Seite. 1960 erlebten die Frahms die „Endkollektivierung“ und mussten mit ihrem Hof der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) beitreten, die zunächst als Typ I (dabei behielten die Bauern noch ihr Vieh) unter dem Namen „Heckenrose“ begann. Er arbeitete zunächst als Traktorist, gehörte nach mehreren Umgestaltungen der LPG auch zum Vorstand und war Mitglied der Gemeindevertretung. Pferde lagen Jürgen Frahm immer am Herzen, deshalb schloss er sich schon früh der Reitergruppe Luckwitz an, die später zu Perdöhl gehörte, wo er auch an Turnieren in der näheren Region teilgenommen hat.
Als er 1955 seine Frau Anna heiratete, begann für beide ein neuer Lebensabschnitt. Drei Kinder wurden ihnen geschenkt. Während die Töchter Gisela und Annegret den Lehrerberuf ergriffen, trat Sohn Hans-Jürgen nicht nur in die Fußtapfen seines Vaters, sondern wandte sich ganz den Pferden zu und wurde „Gestüter“ im damaligen Hengstdepot Redefin, dem heutigen Landgestüt. Diesem Beruf blieb er bis zum Eintritt in den Ruhestand treu. Wer die Redefiner Hengstparaden besucht hat, kennt ihn als „Meister an den Leinen“ großer Mehrspänner.
Stolz war Jürgen Frahm auf seine neun Enkelkinder, darunter zweimal Zwillinge, und die Urenkel. Von den Enkeln setzt Steffen Frahm (Sohn von Hans-Joachim) die Tradition mit Pferden fort. Er hat in Redefin die Bereiterlehre absolviert und wurde an verschiedenen deutschen Standorten zum erfolgreichen Grand-Prix-Dressurreiter.
Die private Pferdezucht von Jürgen Frahm nahm nach der politischen Wende, als er seinen Hof wieder in Eigenregie übernahm, so richtig Fahrt auf, angespornt auch durch Sohn Hans-Joachim und Enkel Steffen. Dabei baute er auf den wertvollen Stutenstamm von Friedrich Voss aus Neu Garge auf, ausgehend von der Fuchsstute Ortella (v. Ortolan/ Grollus xx). Insgesamt stehen 24 Pferde in den Listen der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), die im Stall von Jürgen Frahm geboren sind. Eine seiner besten Stuten war die Weltfriede-Tochter Weltdame. Aus ihr ging unter anderen De La Sol (v. Dionysos) hervor, die in Redefin Siegerin der Stutbuchaufnahme wurde, dort mit Wertnote 8,71 die Leistungsprüfung gewann, unter Enkel Steffen Landeschampion der dreijährigen Mecklenburger Pferde und 2008 als Staatsprämienstute Reservesiegerin bei der Landeselitestutenschau wurde.
Aktuell ist die von ihm gezogene 11-jährige Herzensdieb/T-Tochter Harmony in den Ergebnislisten der S-Dressuren zu finden, die Jürgen Frahm mit der Weltfriede-Tochter Weltfee gezogen hat. Sie wird in Bayern von Victoria Nielsen geritten, der Ehefrau des bekannten Springreiters und Deutschen Meisters von 2015 Denis Nielsen.
Die Mecklenburger Pferdezucht verliert in Jürgen Frahm einen Züchter und ganz besonderen Horseman. Unser Mitgefühl gilt seiner Frau Anna und ihrer Familie. (fw)
Bildtext
Jürgen Frahm mit seiner Staatsprämienstute, Prüfungssiegerin und Landeschampioness De La Sol (v. Dionysos) aus der Weltdame (v. Weltfriede). © Jutta Wego